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Gesundheit
Österreich
09.07.2019

Gebündeltes Know-how in Echtzeit

Telemedizin und Digitalisierung bringen Patientinnen und Patienten viele Vorteile. Seit Kurzem wird ein neues telemedizinisches Kooperationsprojekt für dermatalogische Anwendungen zwischen dem Ordensklinikum Linz Elisabethinen und der OÖ Gesundheitsholding mit dem Landeskrankenhaus Kirchdorf getestet.

Medizinisch abgehängt im ländlichen Raum? Hochqualitative ärztliche Versorgung am letzten Stand der Forschung nur in spezialisierten Kliniken großer Städte? Von wegen! Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Denn die Digitalisierung hat nicht nur die globale Kommunikation revolutioniert und geografisch weit voneinander entfernte Gesellschaften in eine virtuelle Nachbarschaft gerückt. Sie lässt auch in der Medizin kaum einen Stein auf dem anderen.

So ist es etwa in den Spitälern der OÖ Gesundheitsholding und im Ordensklinikum Linz bereits eine Selbstverständlichkeit, implantierte Defibrillatoren telemedizinisch engmaschig zu überwachen - die Zustimmung der Betroffenen natürlich vorausgesetzt. Es erspart ihnen jedenfalls pro Jahr bis zu drei Besuche in der Spitalsambulanz.

Zurzeit läuft am Ordensklinikum Linz ein Monitoring für insgesamt 200 implantierte Defibrillatoren. In den Spitälern der OÖ Gesundheitsholding wiederum wurden in den letzten fünf Jahren knapp 300 Defibrillatoren angeschlossen. Auch Eva-Maria Ecker sieht großes Potenzial in der Telemedizin. „Sie ist ein Beitrag zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung in den Regionen und bringt mehr Flexibilität zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten“, sagt die diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester. Sie ist interimistische Pflegedirektorin am Landeskrankenhaus Kirchdorf.

Telemedizinischer Konsiliardienst

In Kirchdorf bereichert die telemedizinische Begutachtung seit Kurzem die Behandlung von Hautkrankheiten. Im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der dermatologischen Abteilung des Ordensklinikums Linz Elisabethinen kann das Kirchdorfer Gesundheitspersonal die Linzer Spezialistinnen und Spezialisten dadurch viel schneller zur konsiliarärztlichen Unterstützung hinzuziehen. Während früher ein Oberarzt des Ordensklinikums Linz zu diesem Zweck einmal wöchentlich die 60 Kilometer nach Kirchdorf zurücklegte, sorgt der zusätzliche Einsatz der Onlineverbindung nun für eine häufigere und zeitnähere Abklärungsmöglichkeit von Krankheitsbildern.

Telemedizin Dermatologie

„Besonders in dringenden Fällen ist das ein großer Vorteil“, bekräftigt Universitätsprofessor Norbert Sepp, Primarius am Ordensklinikum Linz. Die zeit- und ortsunabhängige Verfügbarkeit fachärztlicher Expertise erweise sich nicht nur als kosteneffizient und wirksam, sondern auch als willkommene Qualitätsverbesserung in der Behandlung. „Das erweiterte dermatologische Begutachtungsangebot ist eine sinnvolle Ergänzung zum Vor-Ort-Besuch des Konziliararztes“, bestätigt Ecker, „vor allem, weil bei uns dabei speziell geschultes Pflegepersonal zum Einsatz kommt.“

Dieses hat eine Zusatzausbildung im Wundmanagement und kann der Dermatologin oder dem Dermatologen bei der telemedizinischen Begutachtung hilfreiche Informationen liefern. Schließlich bedeutet der technische Fortschritt nicht, dass es in Kirchdorf keinen konkreten Ansprechpartner gibt. Nach wie vor fungieren Pflegeexpertinnen und -experten als kompetentes Bindeglied zwischen Behandelten und Behandlern. Patientinnen und Patienten sind allzeit gut betreut. „In der derzeit laufenden Testphase konnten wir bereits feststellen, dass diese der neuen Form der Begutachtung sehr offen und positiv gegenüberstehen“, so Ecker.

Oberösterreich treibt die Digitalisierung voran

Projekte wie dieses liefern nicht zuletzt wichtige Erfahrungswerte. Etwa dazu, wo die Einführung von Telemedizin in der Dermatologie Sinn macht. Oder welche Auswirkungen sich dadurch auf den Behandlungsprozess ergeben. „Wir lernen und setzen einen Schritt vor den anderen; auch in Hinblick darauf, dies künftig auch anderen Krankenhäusern anbieten zu können“, sagt Raimund Kaplinger, Geschäftsführer des Ordensklinikums Linz.

Gruppenbild Pressekonferenz

Von links nach rechts: Karl Lehner (Geschäftsführer Oberösterreichische Gesundheitsholding GmbH), Raimund Kaplinger (Geschäftsführer Ordensklinikum Linz), Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander, Brigit Weindl (Abteilung Dermatologie und Venerologie am Ordensklinikum Linz), Eva-Maria Ecker, (Interimistische Pflegedirektorin Landes-Krankenhaus Kirchdorf), Norbert Sepp (Leiter der Abteilung Dermatologie und Venerologie am Ordensklinikum Linz);

Generell helfen die fortschreitende Digitalisierung und die Telemedizin, Prozesse in Spitälern und damit die Patientenbetreuung zu optimieren. Darum nutzen Oberösterreichs Krankenhäuser diese bereits in mehreren Bereichen. „Unsere Tumorboards ermöglichen es zum Beispiel, dass die Patientinnen und Patienten von der aktuellsten Spitzenmedizin profitieren können, indem sich die Expertinnen und Experten auf diesem Gebiet standort- und abteilungsübergreifend vernetzen und beraten“, nennt Gesundheitslandesrätin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander ein weiteres Vorzeigebeispiel. „Es ist mir sehr wichtig, dass im Mittelpunkt aller Weiterentwicklungen das Ziel der bestmöglichen Patientenversorgung und -sicherheit steht.“

"Telemedizin ist ein Beitrag zur Sicherstellung der Gesundheitsversorgung in den Regionen und bringt mehr Flexibilität zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten“, sagt Eva-Maria Ecker, interimistische Pflegedirektorin am Landeskrankenhaus Kirchdorf

Seit 2013 betreiben die Spitäler der OÖ Gesundheitsholding mit dem Ordensklinikum Linz Elisabethinen sowie seit Kurzem auch gemeinsam mit dem Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern und dem Krankenhaus Barmherzige Schwestern Ried ein interdisziplinäres Tumorzentrum. Hier bündeln Onkologinnen und Onkologen verschiedenster Abteilungen bei Videokonferenzen ihr Fachwissen zu konkreten Krankheitsfällen und tauschen sich laufend über die Weiterentwicklung von Leitlinien aus. Die anonymisierten Behandlungsergebnisse fließen in eine Tumordatenbank ein und können mit jenen anderer Zentren verglichen werden. „Heute ist es möglich, dass ein hochkarätiges Expertinnen- und Expertenteam fach- und klinikübergreifend zusammentrifft und für einen einzelnen Patienten oder eine einzelne Patientin die individuell angepasste Therapie bespricht“, unterstreicht Karl Lehner, Geschäftsführer der OÖ Gesundheitsholding. „Telemedizin bietet somit Vorteile im Bereich der Diagnosestellung, der Behandlungsqualität, aber auch im Behandlungsangebot und wird in Zukunft maßgeblich zur Sicherheit der wohnortnahen Gesundheitsversorgung beitragen.“

Gute Vernetzung bringt den Fortschritt überallhin

Einer der ersten Bereiche der Telemedizin war vor über 20 Jahren die Teleradiologie. Wurden damals noch eingescannte Röntgenbilder quer durch Oberösterreich zur Telekonsultation geschickt, läuft der Datenaustausch bei der OÖ Gesundheitsholding und dem Ordensklinikum Linz inzwischen wesentlich unkomplizierter. Und das täglich mit über 40 Partnern. Zudem sind im Gesundheitsnetz Healix alle Krankenhausträger Ober- und Niederösterreichs sowie Salzburgs, viele niedergelassene Radiologinnen und Radiologen und Institute bis hin zum St. Anna Kinderspital vernetzt. Fazit: Wartezeiten und Doppeluntersuchungen könnten bald Schnee von gestern sein. Und Bildbesprechungen lassen sich ebenfalls in interdisziplinen Boards abhalten.

Eine großartige Möglichkeit, selbst in abgelegenen Spitälern während einer Operation Schnellschnitte von entnommenem Gewebe in Echtzeit pathologisch befunden zu lassen, bietet die Telepathologie. Die Schnellschnitte werden einfach eingescannt und elektronisch verschickt. Was im Übrigen auch Perspektiven für telepathologische Fallkonferenzen, Ausbildungszwecke oder die Einholung von Zweitmeinungen eröffnet. Ein derartiges Telepathologiesystem besteht zwischen dem LKH Rohrbach und der Pathologie des LKH Steyr. Das Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern und die Barmherzigen Schwestern Ried betreiben einen wechselseitigen Pathologieverbund.

Text: Uschi Sorz

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