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Gesundheit
Österreich
09.08.2021

Ein medizinisches Erfolgsmodell für das Innviertel

Seit kurzem gibt es mit dem PVN Ried-Neuhofen auch im Innviertel das bewährte Modell der Primärversorgung. Dadurch wird an zwei Standorten die medizinische Versorgungslücke durch ein interdisziplinäres Team geschlossen.

Die medizinische Nahversorgung in Österreich hat ein neues Erfolgsmodell. Im Fachjargon heißt es Primärversorgungseinheit, kurz PVE genannt. Es gibt sie als einzelne Zentren oder als zusammengeschlossene Netzwerke. Sie sind ein international erprobtes Modell zur umfassenden regionalen Betreuung von Patienten. 

Ausgelöst durch einen Generationswechsel in der Allgemeinmedizin und die steigende Alterung der Bevölkerung ist in vielen Teilen Österreichs eine zunehmende Lücke in der medizinischen Versorgung spürbar. Kassenstellen von Hausärzten können vielerorts nicht nachbesetzt werden, zugleich steigt der medizinische Betreuungsbedarf kontinuierlich an. Eine dieser Lücken konnte nun im oberösterreichischen Innviertel geschlossen werden. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitspark BHS Ried, dem Land Oberösterreich und der Österreichischen Gesundheitskasse wurde das PVN Ried-Neuhofen konzipiert und von vier Hausärzten gegründet. Es wurde am 12. April 2021 eröffnet.

Eine medizinische One-Stop-Lösung

Vier Hausärzte mit unterschiedlichen Spezialisierungen kümmern sich nun an den beiden Standorten Ried und Neuhofen um die gesundheitlichen Anliegen ihrer Patienten. Dr. Johanna Ertl, Dr. Christoph Auzinger, Dr. Stefan Zorn und Dr. Johann Fachbach-Bauböck (im Bild von links nach rechts) bringen neben ihrer allgemeinmedizinischen Ausbildung auch Fachwissen aus den Bereichen Kardiologie, Neurologie, Psychosomatik, Gastroenterologie und Komplementärmedizin mit.

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Den Ärzten steht ein 20-köpfiges Team aus Fachkräften zur Seite, das für Pflege, Physiotherapie, Logotherapie, Ergotherapie, Diätologie, Psychologie und Sozialarbeit zuständig ist. Es ist dies eine medizinische One-Stop-Lösung, die viele Vorteile für Patienten bringt, wie Wolfgang Bayer überzeugt ist. „Durch das breite Kompetenz- und Angebotsspektrum der unterschiedlichen Berufsgruppen an beiden Standorten sparen sich die Patienten unnötige Wege und Wartezeiten“, erklärt der Geschäftsführer des Gesundheitszentrums Ried Neuhofen.

Niederschwelliger Zugang zum Gesundheitssystem

Auch die umfassenden Öffnungszeiten – in Summe sind es 41 Stunden pro Woche – tragen dazu bei, dass der lokalen Bevölkerung ein niederschwelliger Zugang zum Gesundheitssystem ermöglicht wird. „Ziel der Gesundheitsversorgung ist, dass Patienten zum richtigen Zeitpunkt, an der richtigen Stelle die richtige Leistung erhalten“, so Bayer.

Eine starke Primärversorgung komme auch den umliegenden Krankenhäusern zugute, die durch die neuen Versorgungszentren entlastet werden. Einen finanziellen Vorteil sieht er für das Gesundheitssystem generell, da die Effizienz der medizinischen Versorgung gesteigert wird, und die Prävention stärker zum Tragen kommt.

Ein Modell für die Zukunft

„Internationale Studien zeigen, dass die Bevölkerung in Ländern mit einem starken Primärversorgungssystem eine höhere Lebenserwartung beziehungsweise ein längeres Leben in Gesundheit hat“, bekräftigt der Manager des Gesundheitszentrums. „Konkret heißt das: weniger potentielle Todesfälle durch koronare Herzerkrankungen, cerebro-vaskuläre Erkrankungen, Bluthochdruck, chronischem Asthma und Bronchitis.“

"Internationale Studien zeigen, dass die Bevölkerung in Ländern mit einem starken Primäversorgungssystem eine höhere Lebenserwartung beziehungsweise ein längeres Leben in Gesundheit hat", erklärt Wolfgang Bayer, Geschäftsführer des Gesundheitszentrums Ried Neuhofen.

Das Modell einer multiprofessionellen Primärversorgung liegt international voll im Trend. Der Versorgungsbedarf in der Bevölkerung ist überall einem Wandel unterworfen und ändert sich in Bezug auf das Alter und die Krankheitsbilder kontinuierlich. „Wir werden immer älter und sind so mit immer mehr chronischen Erkrankungen und umfassenderen Krankheitsbildern konfrontiert. Ein Gesundheitsberuf alleine kann diese Aufgaben nicht mehr erfüllen“, beschreibt Bayer die wachsenden Anforderungen.

In Oberösterreich wird die Entwicklung der Primärversorgungseinheiten gemeinsam von Land, Kasse und Ärztekammer vorangetrieben. Das Gesundheitszentrum Ried-Neuhofen ist mittlerweile das sechste seiner Art in Oberösterreich. Davon wurden zwei von der Vinzenz Gruppe gegründet, ein drittes befindet sich derzeit in Entwicklung. Bis 2025 soll es laut Regionalem Strukturplan Gesundheit OÖ über 20 Einrichtungen fürPrimärversorgung geben. 

Text: Gertraud Gerst; Fotos: Gesundheitszentrum Ried Neuhofen

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