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Gesundheit
Österreich
10.04.2019

Wissen ist der beste Wirkstoff: Krebsakademie optimiert die onkologische Versorgung

Teamwork gegen Krebs – mit diesem Anspruch wurde vor fünf Jahren in Linz die Krebsakademie ins Leben gerufen. Heute ist dieses Konzept als Erfolgsmodell etabliert. Das Angebot wächst, in anderen Regionen und jetzt auch online.

Jede Krebserkrankung ist komplex und erfordert ein ganzheitliches Vorgehen. Moderne onkologische Versorgung setzt auf das partnerschaftliche Miteinander von intra- und extramuralen Spezialistinnen und Spezialisten. Doch wie lässt sich die interprofessionelle Zusammenarbeit angesichts der naturgemäß unterschiedlichen, berufsgruppenspezifischen Sichtweisen und Erfahrungen optimal gestalten? Wie erreicht man, dass alle Beteiligten ihre Rolle im Netzwerk kennen und in der Kommunikation dieselbe „Sprache“ sprechen?

Dieser Herausforderung stellte sich das Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern im Jahr 2014 (damals noch Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz) als onkologisches Leitspital für Oberösterreich mit einem völlig neuen Ansatz: einer Plattform für die gezielte Fortbildung und den interdisziplinären Wissensaustausch aller Gesundheitsexpertinnen und -experten, die an der onkologischen Versorgung beteiligt sind.

Modulare Curricula für jede Berufsgruppe

Zielgruppen der Krebsakademie sind Fach- und Assistenzärzte im Krankenhaus, Pflegefachkräfte, insbesondere jedoch Hausärzte, Arztassistentinnen, Pharmazeuten sowie Physio- und Psychotherapeuten. Darüber hinaus umfasst das Netzwerk der Krebsakademie auch Unternehmen, die sich mit der Wiedereingliederung von Krebspatienten am Arbeitsplatz auseinandersetzen.

Für jede Berufsgruppe bietet die mehrmonatige Fortbildungsreihe Module mit ausgewählten Inhalten. „Bei der Auswahl von Themen und Referenten arbeiten wir eng mit den offiziellen Berufsverbänden zusammen“, erklärt Sigrid Miksch, MSc. Als Leiterin des Servicebereichs Zuweiserbeziehungsmanagement und Marketing im Ordensklinikum Linz ist sie von Anfang an für die Organisation der Krebsakademie verantwortlich.

Als Fortbildungen approbiert

Durch die enge Kooperation sind alle Module als Diplomfortbildungen der jeweiligen Verbände approbiert (Berufsverband der Arztassistentinnen, OÖ. Apothekerkammer, OÖ. Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin, Physio Austria, OÖ. Landesverband für Psychotherapie).

Bisher haben rund 500 Absolventinnen und Absolventen die Krebsakademie besucht, die Teilnehmer kommen aus ganz Österreich. Die Lehrveranstaltungen finden im Ordensklinikum Linz statt und sind regelmäßig ausgebucht, zum Beispiel bei den Psychotherapeuten. Es gibt mittlerweile Wartelisten bis zu zwei Jahren. „Die Absolventinnen und Absolventen berichten uns durchwegs, dass sie Krebs und Krebspatienten nach dem Lehrgang mit anderen Augen sehen“, berichtet Miksch. Das betrifft auch manche Krebsmythen, vor denen selbst Gesundheitsprofis nicht gefeit sind.

Das berufsübergreifende Netzwerk der Gesundheitspartner wird durch einen Alumni Club gefestigt, dessen Aktivitäten vom gemeinsamen, gesunden Kochen für Krebspatienten bis zu thematisch passenden Kinoabenden oder fachlichen Workshops reichen. An den OÖ. Onkologie-Tagen in Linz, einem jährlichen interprofessionellen Kongress mit praxisrelevanten Themen, können die Absolventen zu Vorzugskonditionen teilnehmen.

Unterstützung für Patienten jetzt auch im Internet

Nicht zuletzt richtet sich die Krebsakademie an Patientinnen, Patienten und Angehörige, die sich angesichts der komplexen Therapien oft in einer passiven Rolle erleben. Ihr Feedback und ihre Erfahrungen fließen laufend in die Optimierung der onkologischen Versorgung ein. Die Krebsakademie organisiert auch Selbsthilfegruppen und hilft Betroffenen mit Empfehlungen, etwa, welche Therapeuten als Akademie-Absolventen zuverlässig kompetente Nachsorge nach einem Krankenhausaufenthalt bieten.

Diese Hilfe zur Selbsthilfe verstärkt die Krebsakademie nun durch eine neue Online-Plattform: www.selbertun.at wird ab Juni 2019 Krebspatientinnen und Krebspatienten kompetente Informationen zu Themenfeldern im Rahmen der Krebsnachsorge wie unter anderem Ernährung, Sozialberatung, und Rehabilitation bieten.

Krebsakademie auch im Innviertel

Fünf Jahre nach ihrer Gründung ist die Krebsakademie nicht mehr auf Linz beschränkt: 2018 haben das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, das Krankenhaus St. Josef Braunau und das Landeskrankenhaus Schärding die „Krebsakademie im Innviertel“ gegründet. Sie orientiert sich inhaltlich am Konzept des Ordensklinikums Linz. Ein erster Lehrgang für Arztassistentinnen wurde bereits erfolgreich abgeschlossen. „Eine solche Kooperation steht auch anderen Regionen offen“, betont Miksch.

Das erfolgreiche Konzept der Krebsakademie wurde national und international bereits mehrfach ausgezeichnet, etwa mit dem KlinikAward in der Kategorie „Bestes Zuweisermanagement“ (2015, Berlin), mit einem Staatspreis des Public Relations Verbands Austria (2016) und mit dem „Occursus“-Preis der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (2017).

Text: Josef Haslinger; Bilder: istockphoto.com/kupicoo, Ordensklinikum Linz BHS

Sigrid Miksch, Msc.

Leiterin des Gesundheitspark-Managements der Vinzenz Gruppe Service GmbH; Leiterin des Kompetenzfeldes Future Health

Sigrid Miksch war von 2007 bis 2013 Mitarbeiterin in der Kommunikationsabteilung des Ordensklinikums Linz Barmherzige Schwestern. 2013 begann sie mit dem Aufbau des Servicebereichs „Zuweiserbeziehungsmanagement und Marketing“ und leitete diesen bis 2021. Zusätzlich übernahm sie 2017 den Aufbau des Gesundheitsparks Barmherzige Schwestern Linz und leitete diesen bis Ende Juni 2024. Sie ist seit 2021 Leiterin des Gesundheitspark-Managements der Vinzenz Gruppe Service GmbH. Außerdem leitet sie hier das Kompetenzfeld Future Health und den Ausbau der Gesundheitsparks.

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