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Österreich
10.02.2022

Kinderurologisches Expertisezentrum mit Auszeichnung

Die Abteilung für Kinderurologie am Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern, seit 2019 nationales Referenzzentrum für seltene pädiatrische urologische Fehlbildungen, erhielt nun als erste urologische Einrichtung Österreichs die Vollmitgliedschaft im European Reference Network – eUROGEN (ERN) für seltene urologische Erkrankungen.

Seit über 30 Jahren beschäftigt sich die Kinderurologie am Ordensklinikum Linz mit komplexer angeborener Fehlbildung im Urogenitaltrakt. Schwerpunkt sind die Frühdiagnostik sowie die operative Therapie und Behandlung dieser Fehlbildungen. Die Einrichtung ist in Österreich einzigartig und wurde Anfang des Jahres als Vollmitglied im European Reference Network – eUROGEN (=ERN) für seltene urologische Erkrankungen aufgenommen.Die Vollmitgliedschaft ermöglicht uns eine intensivere Vernetzung mit internationalen Experten sowie Möglichkeiten zur Forschung in diesem Bereich, um unseren Patienten weiterhin die Behandlung auf höchstem internationalem Niveau anbieten zu können“, sagt Primarius Univ. Doz. Dr. Josef Oswald, Vorstand der Abteilung für Kinderurologie am Ordensklinikum Linz.

"Die nuklearmedizinische Untersuchung in der Kinderurologie ist eine hochspezialisierte Analyse des kindlichen Urogenitaltraktes, die es in dieser Form österreichweit nur in Linz gibt."

Kinderurologische Diagnostik unterscheidet sich grundsätzlich von der Erwachsenenurologie. Gespräche und Aufklärung sowie Beratungen über einen Behandlungsplan sind bei jungen Patienten naturgemäß zeitintensiver. „Unsere Expertise beginnt mit einer minimalinvasiven Ultraschalldiagnostik des Urogenitaltraktes“, erläutert Oswald. Mit dieser Diagnostik könne schmerzfrei und mit einer hohen Spezifität die eventuelle Fehlbildung charakterisiert und diagnostische wie therapeutische Konsequenzen mit den Eltern diskutiert werden. „Bei der Funktionsdiagnostik des kindlichen Urogenitaltraktes zählt die Miktionszystourethrographie zur Beurteilung des sogenannten Ventilmechanismus am Übergang zwischen Harnleiter und Harnblase zu den wichtigsten Untersuchungen“, so der Primarius.

Damit kann eine vesikoureterale Refluxerkrankung mit der Konsequenz von irreversiblen Nierenschäden ausgeschlossen oder bestätigt werden. Komplettiert werden die diagnostischen Modalitäten durch Isotopenevaluierung der Nieren. „Diese nuklearmedizinische Untersuchung ist eine hochspezialisierte Analyse des kindlichen Urogenitaltraktes, die es in dieser Form österreichweit nur in Linz gibt.“ Gemeinsam mit seinem Team entwickelte der Primarius zudem neue operative Methoden, darunter künstliche Harnblasen, die aus einem Dünndarmabschnitt geformt werden und fehlendes Blasengewebe ersetzen.

"Der Bedarf an kinderurologischen Einrichtungen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Was uns fehlt sind Ausbildungsstellen - hier haben wir akut zu wenige."

Die Linzer Kinderurologie ist europaweit im Spitzenfeld und wird weltweit als eines der größten und aktivsten kinderurologischen Zentren wahrgenommen. „In Österreich sind wir mittlerweile zum nationalen Zentrum für seltene kinderurologische Erkrankungen avanciert“, so der Primarius. „Dadurch sehen wir auch, dass der Bedarf an kinderurologischer Kompetenz in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Was uns fehlt sind jedoch Ausbildungsstellen - hier haben wir akut zu wenige.“

Die Kinderurologie ist in Österreich nach wie vor Subdisziplin der Urologie und Kinderchirurgie. Das erschwert Fachärzten, ausschließlich kinderurologisch tätig zu sein. Seit Januar 2009 ist die kinderurologische Abteilung in Linz zwar auch Ausbildungszentrum, an dem Fachärzte die zwei Jahre dauernde Subspezialisierung für Kinderurologie (FEAPU) erwerben können, „die Stellen sind jedoch sehr limitiert“, konstatiert Oswald. Hier gelte es, neben zusätzlichen Ausbildungsstellen zukünftig auch ein Signal zu setzen und eine Trendwende einzuleiten, um eine Vertiefung in das Spezialgebiet der Kinderurologie bereits in der Facharztausbildung zu etablieren.  

Text: Rosi Dorudi; Fotos: depositphotos.com, Ordensklinikum Linz Barmherzige Schwestern

Josef Oswald, MD, FEAPU

Leiter der Abteilung für Kinderurologie am Ordensklinikum Linz Barmherzigen Schwestern

Der in Zürich geborene Josef Oswald absolvierte seine urologische Facharztausbildung im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Linz, gefolgt von der Fellowship-Ausbildung an der Abteilung für Kinderurologie in Linz bei Prof. Riccabona. 2001 wechselte er an die Universitätsklinik für Urologie in Innsbruck und begann seine wissenschaftliche Laufbahn in der Kinderurologie. Von 2004 bis 2019 war er Leiter der nationalen Task Force für Kinderurologie in Österreich. 2012 übernahm er von Prof. Riccabona die Leitung der Kinderurologie am Ordensklinikum Linz.

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