Gebündeltes Know-how für komplexe Krankheitsbilder
Mit einem interdisziplinären Intensivverbund geht das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried neue Wege bei der Behandlung lebensbedrohlich erkrankter Patientinnen und Patienten.
Ein Novum in der österreichischen Spitalslandschaft ist seit heuer im Schwerpunktkrankenhaus des Innviertels in Betrieb: Die intensivmedizinischen Einheiten dreier Fachbereiche – Anästhesiologie, Innere Medizin und Neurologie – wurden zu einem Intensivverbund zusammengefasst. Die anästhesiologische und die internistische Intensiveinheit (mit jeweils sieben Betten) und die Stroke Unit (sechs Betten) sind nun gemeinsam auf rund 2.000 Quadratmetern untergebracht.
Vier Monate nach der Inbetriebnahme sind die Erfahrungen mit diesem Modell äußerst positiv: Der Intensivverbund ermöglicht es, Behandlungen nahtlos über alle drei Bereiche abzustimmen. Das verbessert die Versorgung schwerstkranker Patientinnen und Patienten, die oft mehrere Krankheiten gleichzeitig und entsprechend komplexe Krankheitsbilder aufweisen – etwa ein Schlaganfallpatient, der an einer Herzschwäche leidet und beatmet werden muss. „Diese Patienten benötigen die Expertise verschiedener medizinischer Gebiete. Deshalb haben sich unsere drei Abteilungen entschlossen, fächerübergreifend eng zusammenzuarbeiten“, erklärt Neurologie-Primar Andreas Kampfl.
"Innovation mit Vorbildwirkung"
Die Stroke Unit ging als „Keimzelle“ des neuen Verbunds bereits vor zwei Jahren in Betrieb, nachdem sie wegen des hohen Patientenaufkommens von vier auf sechs Betten erweitert werden musste. Auch in der kardiologischen Intensiveinheit wurde die Bettenzahl erhöht; zugleich war die anästhesiologische Intensivstation bereits in die Jahre gekommen und hätte eine Generalsanierung erfordert. Räumlich und gebäudetechnisch sprach also vieles für den Bau eines neuen Verbunds. Nach der Genehmigung seitens des Landes Oberösterreich wurde Ende 2017 mit der Feinplanung begonnen. Heuer im August war das Projekt, das bei laufendem Betrieb umgesetzt wurde, fertiggestellt. 6,3 Millionen Euro wurden in Bau und Medizintechnik investiert.
Dank Unterstützung durch Landeshauptmann-Stellvertreterin Christina Haberlander konnten dafür Mittel verwendet werden, die das Krankenhaus BHS Ried zuvor bei der Umsetzung anderer Vorhaben nicht zur Gänze beansprucht hatte. Als „Innovation mit Vorbildwirkung“ bezeichnet die oberösterreichische Gesundheitsreferentin den Intensivverbund. Solche Innovationen in Prozessen und Behandlungsabläufen könnten dazu beitragen, die Versorgungslandschaft in Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen weiterzuentwickeln, so Haberlander.
Mortalität und Verweildauer senken
Stroke Unit, anästhesiologische und internistische Intensivmedizin liegen im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried jetzt auf einer Ebene, in unmittelbarem räumlichem Verbund, und sind eng vernetzt. Platzangebot, Farbkonzept und eine Raumgestaltung, die den Fokus auf Wahrung der Intimsphäre und größtmögliche Ruhe legt, sollen die Genesung positiv beeinflussen. Angehörige können nun die Zeit mit den Patienten weitgehend ungestört verbringen und ebenfalls individueller betreut werden.

Das Leitungsteam des Intensivverbundes (v.l.n.r.): Primar Thomas Winter (Leiter der Abteilung für Innere Medizin II), Pflege-Bereichsleiterin Margit Gattringer, Neurologie-Primar Andreas Kampfl und Anästhesie-Primar Peter Hohenauer
Rund 120 Spezialistinnen und Spezialisten, je zur Hälfte aus Medizin und Pflege, kümmern sich um die Patientinnen und Patienten – es werden jährlich mehr als 2.000 sein, bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 2,5 Tagen. Der bisher jüngste Patient war 13, die älteste Patientin 98.
Die Verbundlösung zielt darauf ab, die Aufenthaltsdauer, insbesondere aber Mortalität und Folgeerkrankungen zu reduzieren. „Wir können nun das gesamte Spektrum moderner Intensivmedizin in optimaler Organisation und mit kurzen Wegen bieten“, betont Primar Thomas Winter, Leiter der Abteilung für Innere Medizin II. Er verweist auch auf die Qualitätssteigerung, die die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit für den kollegialen Austausch und nicht zuletzt für die Ausbildung von Fachärztinnen und Fachärzten bedeutet: „Das erhöht auch die Attraktivität des Hauses als Arbeitgeber!“
Prozesse und Abläufe neu aufgestellt
„Nach den ersten Monaten im gemeinsamen Verbund sind unsere ärztlichen und pflegerischen Teams gut zusammengewachsen. Die Prozesse und Abläufe, die wir unter Moderation unseres Qualitätsmanagers neu aufgestellt haben, funktionieren sehr gut“, unterstreicht Anästhesie-Primar Peter Hohenauer. Die Atmosphäre, die schon beim Betreten des Intensivverbunds zu spüren sei, schildert er als beeindruckend. Man könne lebensbedrohlich Erkrankten tatsächlich „eine neue Qualität der Versorgung“ bieten.
Text: Josef Haslinger; Bilder: KH BHS Ried / Fischer-Schrattenecker