„Eine gute Idee, doch manches ist noch zu klären!“
Die Allgemeinmedizinerin Dr. Elisabeth Füreder sieht bei „Besser zuhause“ sehr positive Ansätze – und offene Fragen.
Wie beurteilen Sie als praktische Ärztin das Programm „Besser zuhause“ für eine mobile geriatrische Remobilisation?
Füreder: Die Idee ist grundsätzlich gut. Schließlich wird die Bevölkerung immer älter, daher werden auch geriatrische Probleme weiter zunehmen. Es ist wichtig, nach neuen Modellen und Lösungen in diesem Bereich zu suchen. Als Hausärztin bin ich selbst immer wieder damit konfrontiert, etwa wenn ich versuche, für Patienten eine Physiotherapie zu organisieren. Allerdings gibt es bei diesem Programm im Detail noch Punkte, die für mich nicht klar sind.
Was meinen Sie damit?
Eine zentrale Frage ist: Wer ist letztlich wofür zuständig, wer muss aktiv werden, wer macht was? Ich selbst kann als Hausärztin derzeit im Wesentlichen nur einen Überweisungsschein schreiben. Andere Möglichkeiten, etwas zu organisieren, habe ich nicht. Es stellt sich natürlich auch die Frage, welchen zusätzlichen Aufwand ein solches Modell bedeutet, etwa hinsichtlich der Dokumentation.
Erwarten Sie durch dieses Programm zusätzliche Verwaltungsarbeit?
Wie auch bei der Hauskrankenpflege wird es bei „Besser zuhause“ darauf ankommen, wie gut die Zusammenarbeit ist – und dass sie unbürokratisch ist. Tatsache ist, dass schon jetzt prinzipiell gute und wichtige Projekte, wie die Visite des Hausarztes am Krankenbett im Spital, einen enormen und oft unzumutbaren Zeitaufwand bedeuten. Ein anderes Beispiel: Bei meinen Hausbesuchen sehe ich viele Defizite, etwa bei der Medikamentation. Aber eine sogenannte Medikamentenvisite ist praktisch undurchführbar, es fehlen auch die entsprechenden Verrechnungspositionen für eine angemessene Honorierung.
Befürchten Hausärzte, dass sie durch mobile geriatrische Remobilisation weniger Kontakt zu ihren Patienten haben werden?
Nein, diese Angst habe ich überhaupt nicht. Da wird mit Sicherheit kein Arzt böse sein. Entscheidend ist, dass die Zusammenarbeit funktioniert und dass die Resultate stimmen. Machbar ist vieles, wenn man sich engagiert. Das sehe ich beispielsweise auch in der Zusammenarbeit mit Palliativ-Teams.
Welche Aspekte sind Ihnen in Hinblick auf dieses Programm noch besonders wichtig?
Ich bin froh, wenn es dazu beiträgt, dass mehr betroffene Patientinnen und Patienten Zugang zu Physiotherapie, z. B. Gehtraining, erhalten. Das ist derzeit außerhalb des Spitals nicht immer möglich. Wichtig ist auch die Arbeit der Überleitungspflege, und dass sich das Krankenhaus für die Entlassung Zeit nimmt. Es soll schließlich vermieden werden, dass Patientinnen und Patienten Ja zur mobilen Remobilisation sagen und sie daheim dann der Mut verlässt. Wie schon gesagt: Die Idee ist gut, einige zusätzliche Informationen sind noch notwendig.
Dr. Elisabeth Füreder ist Ärztin für Allgemeinmedizin in Haid.