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Österreich
30.04.2019

OP-Roboter für bestimmte Eingriffe sehr gut geeignet

Sieben „da Vinci“ Roboter assistieren ChirurgInnen in Österreich bei komplexen Operationen. Doch unlängst warnte die FDA vor dem Einsatz von Robotern für manche Operationen. Wie sicher ist der Roboter im OP?

Über 1,5 Millionen Patienten wurden allein in den USA zwischen 2006 und 2016 mit Hilfe des OP-Roboters da Vinci operiert. Auch in Österreich ist „Dr. Roboter“ im Einsatz: sieben da Vincis gibt es österreichweit, auch am Ordensklinikum Linz unterstützt ein Roboter die Operateure seit 2008. In den USA etwa werden rund 90 Prozent aller Prostata-Entfernungen mit Roboter-Assistenz durchgeführt. Aber es gibt auch Sicherheitsbedenken: Denn nicht für jede Anwendung, für die der da Vinci in den USA genutzt wird, ist er auch von der Gesundheitsbehörde FDA zugelassen.

Wolfgang Loidl, Primar am Ordensklinikum Linz, wo bereits bei mehr als 2.400 Männern eine Prostata-Entfernung mit dem da Vinci Roboter durchgeführt wurde, kann die Warnung zum Teil nachvollziehen. „Der Roboter bringt einen großen Vorteil bei komplexen Eingriffen, bei denen wir etwas rekonstruieren. Zum Beispiel nähen wir bei der Prostata-Entfernung eine neue Verbindung mit der Harnröhre. Für rein ablative Verfahren, also Operationen, bei denen nur etwas entfernt wird, würde ich den Roboter nicht einsetzen.“

Patient Spindelberger mit Primar Wolfgang Loidl

Karl Spindelberger aus Gallneukirchen war 2008 der erste da Vinci-Patient und freut sich zehn Jahre danach gemeinsam mit Prim. Dr. Wolfgang Loidl über die wiedererlangte Lebensqualität.

Zitterfreies Operieren auf engstem Raum

Bei komplexen, rekonstruktiven Operationen können ChirurgInnen laut Loidl mit dem da Vinci Roboter viel besser arbeiten. Das kleine Kamerasystem des Roboters kommt nahe an die Organe heran, die Instrumente können in sieben Freiheitsgraden – viel mehr als die der menschlichen Hand – bewegt werden, was gerade in engen und schwierigen Operationsfeldern das Nähen und Rekonstruieren verbessert. Und während auch bei erfahrenen Operateuren die Hände stets leicht zittern, bleibt da Vinci ruhig. „Mit dem Roboter können wir völlig ruhig und exakt nähen, wir operieren viel genauer, als wenn wir die Instrumente händisch kontrollierten“, berichtet Loidl.

da Vinci Roboter am Ordensklinikum

Wie sicher ist aber die OP mit dem Roboter?

Laut Loidl ist die Sicherheit von roboterchirurgischer Prostata-Entfernung sowie anderer komplexer Operationen, wie rekonstruktiver Eingriffe an der Niere, die am Ordensklinikum Linz durchgeführt werden, gewährleistet. „Der da Vinci ist für diese Operationen in Europa zugelassen. Und nicht nur die ChirurgInnen, das gesamte Team wird für eine roboter-assistierte Operation ganz exakt eingeschult. Mir sind keine Sicherheitsprobleme bekannt.“

Die Vorteile einer roboter-assistierten Prostata-Entfernung für die Patienten sind differenziert zu sehen. Denn während Blutverlust und Komplikationsrate niedriger sind, ist das langfristige Überleben nicht höher als bei einer konventionellen Entfernung. Allerdings müssen unangenehme Nebenwirkungen nicht so lange ertragen werden, sagt Loidl. „Störungen von Kontinenz oder Erektion werden bei der Roboterchirurgie früher wieder besser.“

Nur bei genügend Operationen zahlt sich ein da Vinci aus Das Swiss Medical Board empfahl Anfang März, dass gerade Spitäler mit kleinen Fallzahlen aufgrund der hohen Anschaffungs- und Betriebskosten der Roboter auf die roboterassistierte Prostataentfernung verzichten sollten. Obwohl die Dichte der Roboter auch in Österreich zunimmt, liegt man hierzulande noch weiter hinter den 33 da Vincis, die in der Schweiz assistieren. Trotzdem ist Loidl überzeugt. „Große Operationen sollten nur in Zentren mit fixen Fallzahlen durchgeführt werden. Je später eine Klinik einen Roboter anschafft, desto schwieriger wird es, diese notwendigen Fallzahlen zu erreichen. Die Patienten folgen der Erfahrung, denn Qualität ist auch bei roboter-assistierten Operationen wichtig.“ In Linz operiere man seit elf Jahren mit dem da Vinci, die Fallzahlen sind steigend – fast jede Fünfte roboterassistierte Prostata-Entfernung in Österreich wird am Ordensklinikum Linz durchgeführt.

Text: Sophie Fessl, Bilder: www.depositphotos.de, Ordensklinikum

Wolfgang Loidl, Prim. Dr.

Vorstand der Abteilung Urologie und Leiter des Prostatazentrums am Ordensklinikum Linz

Loidl studierte Medizin an der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, wo er 1983 promovierte. Bereits einen Teil seiner Turnusausbildung absolvierte  am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz, wo er anschließend auch seine Ausbildung zum Facharzt für Urologie absolvierte. Seit 2004 war Loidl Vorstand der urologischen Abteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Linz, seit 2019 ist er Leiter der Urologie am Ordensklinikum Linz Elisabethinen. 

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