Oberösterreich profitiert von wachsendem Gesundheitsmarkt
Der weltweite Markt im Gesundheitswesen wird heuer um rund 5 % steigen. WK-Präsidentin Doris Hummer über den Standortvorteil Oberösterreich
Gesundheit ist eine Wachstumsbranche mit hohem Potenzial: Der weltweite Markt im Gesundheitswesen wird heuer um knapp 5 Prozent auf fast zwei Billionen Dollar wachsen – obwohl der Druck, Gesundheitskosten zu senken, weiter zunimmt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des internationalen Beratungsunternehmens Frost & Sullivan (Global Healthcare Industry Outlook 2018). Diese Entwicklung kennzeichnet die Wirtschaft auch in Oberösterreich: „Ja, da gibt es einen klaren Trend“, bestätigt die Präsidentin der Wirtschaftskammer OÖ., Mag. Doris Hummer, im Ingo-Interview.
Ist das Wachstum im Gesundheitsmarkt auch in Oberösterreich zu spüren?
Hummer: Die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen in Oberösterreich steigt, weil Menschen mehr auf ihre Gesundheit achten und vor allem, weil sie immer älter werden. Die Wirtschaft profitiert von diesem Boom und bietet vielfältige Gesundheitsdienstleitungen an – denken Sie nur an den Medizinproduktehandel, Fitnessstudios, Wellnesshotels oder an die vielen Gesundheitsbetriebe.
Viele Gesundheitsleistungen werden aber nicht privat, sondern von der öffentlichen Hand bzw. über Beiträge der Arbeitgeber und Arbeitnehmer finanziert. Lässt Wachstum in diesem Bereich nicht auch diese Ausgaben kräftig steigen?
Überproportionale Kostensteigerungen kann man verhindern, wenn man mehr als bisher auf Prävention und Eigenverantwortung setzt, wenn man die Effizienz der Leistungserbringung erhöht und in der Organisation des Gesundheitswesens neue Wege geht. Seitens der Wirtschaft betonen wir immer wieder, dass Gesundheit nicht nur ein Kosten-, sondern auch ein sehr positiver Standortfaktor ist. Von einer Top-Gesundheitsversorgung profitieren nicht nur die Menschen in diesem Land, sondern auch die Wirtschaft und der Standort Oberösterreich. So setzen wir – etwa beim Linzer UKH, das von der Wirtschaft finanziert wird – auch bei vielen Lieferanten und Partnerbetrieben auf oberösterreichische Qualität.
Also profitiert das Land insgesamt vom Wachstum in diesem Bereich?
Der Gesundheitssektor ist ein eminent wichtiger Arbeitgeber. Viele Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher finden dort einen hochwertigen Arbeitsplatz mit hohen Ansprüchen – man arbeitet ja „direkt am Menschen“. Die Menschen, die im Gesundheitswesen beschäftigt sind, leisten aber nicht nur unverzichtbare Dienste, sondern stärken auch die Kaufkraft in Oberösterreich. Davon profitiert wiederum das soziale Netz, denn es sind die Abgaben der Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die unsere sozialen Sicherungssysteme erst ermöglichen.
Die Versorgung durch die Gesundheitseinrichtungen – Spitäler, Ärzte, aber auch private Anbieter – ist erstklassig.
Was sind die spezifischen Stärken von Oberösterreich im Gesundheitsmarkt?
Die oberösterreichischen Gesundheitsdienstleister verfügen über eine hohe fachliche Kompetenz, sind technisch am letzten Stand und setzen bedingungslos auf Qualität. Die Versorgung durch die Gesundheitseinrichtungen – Spitäler, Ärzte, aber auch private Anbieter – ist erstklassig. Das merkt man spätestens dann, wenn man im Ausland erkrankt. Und auch die Landespolitik macht es richtig: Sie ruht sich nicht auf den Erfolgen der Vergangenheit aus, sondern versucht, mit den erforderlichen Anpassungen und Weichenstellungen das System zukunftssicher zu machen.
Wo sehen Sie im Gesundheitsbereich die größten Herausforderungen?
Die Herausforderungen sind bekannt und keineswegs auf Österreich beschränkt: Stärkere Zusammenarbeit zwischen niedergelassenem Bereich und den Spitälern, Ausbau der Prävention, Anreize für einen gesundheitsförderlichen Lebensstil etwa nach dem Beispiel der SVA-Gesundheitsversicherung, Ausrichten des Gesundheitssystems am „Best point of service“, neue Strukturen für die Sozialversicherung und vieles mehr. Mit den Ideen von gestern werden wir die Herausforderungen von morgen nicht meistern können.
Fotocredits für diesen Beitrag: ©Starmayr