Die digitale Gesundheitsrevolution
Die Digitalisierung eröffnet eine Vielzahl neuer Chancen. Sie bringt gleichzeitig aber auch einige Herausforderungen. Die Academia Superior hat gemeinsam mit der Vinzenz Gruppe und den Elisabethinen Linz-Wien zehn Thesen zu zentralen Trends erarbeitet.
In zwei Workshops im Mai 2019 wurde mit ausgewählten Expertinnen und Experten eine fundierte erste Basis für die Weiterentwicklung unseres Gesundheitssystems in die "digitale Welt" geschaffen. Der Workshop 1 ging der Frage nach, welche Technologien und Innovationen im österreichischen Gesundheitssystem in zehn Jahren Standard sein werden. Im Workshop 2 wiederum wurde der Wandel in der Praxis diskutiert. Welche Vision für Modelle der Gesundheitsversorgung gibt es? Welche Player wird es geben? Welche Rollen werden diese einnehmen? Wie werden sie interagieren?
- These 1 -
Jeder Mensch hat einen digitalen Zwilling, der sich aus selbst gesammelten persönlichen Daten und medizinischen Befunden zusammensetzt. Die Datenhoheit liegt beim Patienten/bei der Patientin.
- These 2 -
Es gibt eine zentrale kuratierte und validierte Wissens- und Datenplattform für Gesundheit, die durch Großdatenanalyse und AI maßgeschneiderte Vorhersagen zu Diagnosen, Therapien und präventive Verhaltensweisen sowie Risiken generiert. Sie macht individuelle Behandlungspfade abrufbar und stellt damit ein Leitsystem durch das Gesundheitssystem bereit.

"Künstliche Intelligenz ersetzt den Arzt nicht. Aber KI und der Arzt werden untrennbar zusammengehören." Raimund Kaplinger, Geschäftsführer die elisabethinen linz-wien gmbH
- These 3 -
Sensorik in, am und um den Menschen gibt permanent Auskunft über den Gesundheitsstatus und ist steter Begleiter vom Mutterleib bis zur Bahre.
- These 4 -
Dank mobiler Selbstdiagnose- und Therapiegeräte sowie Telemedizin werden Gesundheitsentscheidungen im Wohnzimmer getroffen; Spitäler in der heutigen Form wird es nicht mehr geben. Gesundheitsdienstleister aus anderen Sektoren fordern traditionelle Strukturen und Organisationen heraus.

"Der entscheidende Punkt für ein funktionierendes System ist gegenseitiges Vertrauen." Michael Heinisch, Geschäftsführer und Vorsitzender der Geschäftsleitung Vinzenz Gruppe
- These 5 -
Die Rekonstruktion von Körperteilen ist für die breite Masse leistbar. Der Tausch von Gliedmaßen und Gelenken gehört zur Normalität.
- These 6 -
Es gibt nicht mehr das Gesundheitssystem, sondern eine Vielzahl an dezentralen Gesundheitsangeboten nebeneinander, die gesundheitlichen Nutzen stiften, Entscheidungsfreiheit bieten und im höchsten Maß individuell abgestimmt sind.

- These 7 -
Vertrauen ist für Patientinnen und Patienten die Entscheidungsdimension schlechthin. In einem dezentralen, durch Unübersichtlichkeit gekennzeichneten Gesundheitswesen geht es um professionelle und menschliche Antworten, die Sicherheit geben und Orientierung schaffen.
- These 8 -
Der Staat nimmt eine unverzichtbare Rolle als aktiver Regulator ein. Im permanenten Dialog mit der Gesellschaft über fachliche, ethische, rechtliche und finanzielle Aspekte setzt er einen dynamischen, laufend an technologische und gesellschaftliche Entwicklung angepassten Rahmen für Gesundheitsangebote.

- These 9 -
Eine wesentlich höhere Gesundheitskompetenz ermächtigt Patientinnen und Patienten dazu, selbst aktiv zu ihrer eigenen Gesundheit beizutragen. Technologien werden dabei nicht als Fremdbestimmung wahrgenommen, sondern als objektive Unterstützung zur Selbstbestimmung. Das erhöht die Compliance der Menschen für ihre Gesundheits- und Therapiepfade.
- These 10 -
Die Akteurinnen und Akteure des Gesundheitswesens aus Prävention, Akutbehandlung und Nachsorge sind eng vernetzt. Prozesse sind optimal auf Patientinnen und Patienen und alle Berufsgruppen im Gesundheitswesen ausgerichtet. Der digitalisierte Ende-zu-Ende-Prozess im Gesundheitswesen ist umgesetzt.