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Gesundheit
Österreich
17.12.2020

Eine neue Akademie für den Umgang mit der Sterblichkeit

In der aktuellen Diskussion um aktive Sterbehilfe setzt das Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried mit dem Start der Hospiz & Palliativ Akademie einen deutlichen Akzent.

Aktive Sterbehilfe ist in Österreich verboten und mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren zu bestrafen: So regelt das Strafgesetzbuch derzeit den Tatbestand der Tötung auf Verlangen, etwa die Verabreichung eines tödlichen Medikaments auf ausdrücklichen Wunsch eines Patienten. Doch diese Rechtslage ist nicht in Stein gemeißelt. In diesem Jahr befasste sich der Verfassungsgerichtshof erneut mit einem Antrag, in dem die Aufhebung dieser Bestimmungen gefordert wird. Laut dem Anfang Dezember gefällten Urteil bleibt Tötung auf Verlangen weiterhin strafbar, nicht aber die Beihilfe zum Suizid.

Zu jenen, die diese Diskussion mit großer Aufmerksamkeit verfolgen, zählt auch Mag. Johann Minihuber, MBA MAS. „Nach meinem Verständnis zeigt der Ruf nach Sterbehilfe, wie verzweifelt Menschen in der letzten Phase ihres Lebens sein können“, sagt der Geschäftsführer des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern Ried, der sich auch selbst im Landesverband Hospiz Oberösterreich engagiert.

Das Ordenskrankenhaus hat bereits vor mehr als zwei Jahrzehnten (1998) als erstes oberösterreichische Spital eine Palliativstation eingerichtet – damals eine Pioniertat. Mit der Etablierung der Hospiz & Palliativ Akademie hat das Innviertler Schwerpunktkrankenhaus sein Engagement auf diesem wichtigen Gebiet nun nochmals verstärkt. „Die Ausbildung von Menschen, die im Palliativbereich tätig sind – ob als Pflegepersonen, als Ärztinnen und Ärzte oder auch ehrenamtlich – passt sehr gut in unser Aufgabenspektrum“, unterstreicht Johann Minihuber.

Zwei Lehrgänge starten 2021

Unheilbar Kranken und Sterbenden ein würdevolles Leben bis zuletzt zu ermöglichen, ist eine große Aufgabe. Sie erfordert gut ausgebildete Begleiter, um Menschen in ihrer letzten Lebensphase sowie deren Angehörige bestmöglich zu unterstützen. Deshalb bietet die neue Akademie in Ried zwei Lehrgänge an, die im Jänner beziehungsweise Februar 2021 beginnen werden.

Der Basislehrgang Palliative Care richtet sich an Mitarbeitende aus dem Gesundheits- und Sozialbereich, die beruflich mit schwerkranken und sterbenden Menschen arbeiten. In 170 Theorieeinheiten und 80 Praktikumsstunden werden fachliche Inhalte vermittelt, aber auch die eigene Haltung und die persönliche Auseinandersetzung mit Leid und Tod reflektiert.

Bei diesem interprofessionellen Lehrgang arbeitet die Hospiz & Palliativ Akademie eng mit der Rieder Palliativstation sowie dem Landes- und dem Dachverband Hospiz, aber auch mit der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg zusammen. So werden die Absolventinnen und Absolventen weiterführend am Universitätslehrgang Palliativ Care an der PMU teilnehmen können.

Zweites Angebot in Ried ist der Hospizlehrgang Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung im Ausmaß von 100 Einheiten Theorie und 40 Stunden Praktikum. Diese Ausbildung für Ehrenamtliche sowie Interessierte folgt dem österreichweit anerkannten Curriculum des Dachverbandes Hospiz und ist Voraussetzung, um als Hospizbegleiterin beziehungsweise -begleiter tätig zu sein.

Nicht nur Wissensvermittlung

„Neben dem Aneignen von Fachwissen geht es immer auch um eine intensive Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner eigenen Sterblichkeit“, betont Lehrgangsleiterin Sabine Leithner, MSc. Sie ist akademische Expertin für Palliative Care und hat langjährige Erfahrung. Die ärztliche und wissenschaftliche Leitung der Akademie liegt bei Dr. Christian Roden, dem Abteilungsleiter der Rieder Palliativstation.

„Unheilbar kranke und sterbende Menschen sowie jene, die ihnen nahestehen, müssen eine hochwertige palliative Begleitung erhalten, die ihren Bedürfnissen entspricht. Dazu wollen wir mit diesem neuen Angebot beitragen“, fasst Minihuber zusammen.

Text: Josef Haslinger; Bild: depositphotos

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