„Unser Gesundheitssystem steht und fällt mit der Situation der Pflege“
Die Corona-Pandemie habe schon länger bestehende Probleme der professionellen Pflege verschärft, meint Elisabeth Potzmann, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV). Im Gespräch mit INGO legt sie dar, warum es für die Zukunft der Pflege entscheidend ist, bei der Wieder-Attraktivierung des Berufs keine Zeit zu verlieren. Das Interview wurde noch vor der Präsentation der Pflegereform durch die Bundesregierung geführt. In einer ersten Reaktion danach qualifizierte der ÖGKV die Pflegereform "bis auf wenige Punkte enttäuschend".
INGO: Seit Jahren zeichnet es sich ab: Immer mehr Pflegebedürftigen steht zunehmend weniger Pflegepersonal gegenüber. Engpässe, Überlastung und ein schlechtes Image der Pflege sind die Folge. Warum ist es in Österreich so schwierig, an der prekären Situation der Pflege etwas zu ändern?
Elisabeth Potzmann: Pflegethemen verschwinden schnell von der politischen Agenda, wenn es nicht gerade ein akutes Problem oder einen Skandal gibt. Das ist erstaunlich, weil man eigentlich schon lange über die Dinge redet, die diesbezüglich dringend verändert werden müssten. Vor Kurzem habe ich Kongressunterlagen des ÖGKV aus dem Jahr 2002 gefunden, da lagen schon genau die dieselben Themen am Tisch wie heute. Was das daraus notwendigerweise resultierende Handeln erschwert, ist wohl auch die Tatsache, dass die berufspolitische Landschaft hierzulande recht zersplittert ist. Standespolitische Vertretungen wie etwa die Ärztekammer haben da als eindeutiger Ansprechpartner eine stärkere Position. Des Themas Pflege hingegen nehmen sich sowohl die Arbeiterkammer, vier Gewerkschaften als auch die Berufsverbände an. Und natürlich bringen auch die Arbeitgebervertreter ihre Interessen ein. Ich habe den Eindruck, dass die Politik oft gar nicht so genau weiß, an welchen Stakeholder sie sich wenden soll. Einmal redet sie mit den Arbeitgebervertretern, dann wieder mit den Gewerkschaften oder auch mit uns, der Berufsvertretung. Eine zentrale Frage ist also: Wie können wir die Kräfte so bündeln, dass genügend Druck aufgebaut wird, um substanzielle Veränderungen zu erreichen?
"Aus dem Papier der Taskforce Pflege ist noch keine einzige Maßnahme umgesetzt."
Es ist ja nicht damit getan, dass man einzelne Punkte herausnimmt, wie jetzt etwa die Einführung der Community Nurse, die im Übrigen aus einem EU-Topf finanziert wird und Teil des Regierungsprogramms ist. Aus dem Papier der Taskforce Pflege jedoch, die Minister Anschober 2020 im Zuge einer geplanten Reform zur Zukunftssicherung des Pflege- und Betreuungssystems installiert hat, ist noch keine einzige Maßnahme umgesetzt. Damals sollten ein digitaler Beteiligungsprozess – der enorm viele Rückmeldungen verzeichnen konnte – und die Ergebnisse einer Ländertour des Ministers sowie eines Treffens von diversen Stakeholdern und Pflegepersonen in einer Zielsteuerung Pflege münden. Seitdem hat man nichts Konkretes mehr gehört. Ich hoffe wirklich, dass das Papier nicht wie so oft in der Vergangenheit wieder in der Schublade verschwindet. Ein Dauerproblem ist nämlich die Zuständigkeit: Sobald es um die Finanzierung geht, zeigt der Bund auf die Länder und die Länder zeigen auf den Bund. Die für die Reformschritte maßgeblichen Gesetze, das GuKG oder auch das ASVG, sind natürlich Bundesgesetze, aber die Ausbildung und das Angebot von Pflege- und Gesundheitsleistungen sind in der Hand von Krankenhausträgern oder privat. Die große Überschrift lautet also immer: „Wer zahlt’s?“ Darum werden manchmal sogar Dinge nicht umgesetzt, für die es bereits eine gesetzliche Grundlage gäbe. Wofür jetzt ein bisschen Geld da ist, ist die Ausbildungsreform. Aber mit 50 Millionen Euro auf drei Jahre wird man da nicht weit kommen. Es ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Welche Probleme in der Pflege haben sich durch Corona verschärft?
Schon vor Corona hat sich die Pflegearbeit immer mehr verdichtet. Die Stellenpläne für das Pflegepersonal sind zum Teil zwanzig, dreißig Jahre alt. Wir haben dieselbe Nurse-to-Patient-Ratio wie früher, obwohl viel mehr Arbeit dazugekommen ist, unter anderem gewisse medizinisch-diagnostische Tätigkeiten nach Paragraph 15 GuKG, die gehobenes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal übernehmen darf. Diese ohnehin angespannte und auf Kante geplante Situation hat die Corona-Pandemie verstärkt. Zum Beispiel kommen jetzt Impfmanagement, Testmanagement oder Besuchermanagement hinzu, das An- und Ausziehen der Schutzkleidung sowie die dadurch umständlicheren Arbeitsabläufe kosten viel Zeit – die ja schon zuvor Mangelware war. Die Teams werden aber nicht nur nicht verstärkt, sondern vielmehr ausgedünnt, denn das Virus grassiert ja auch unter den Kolleginnen und Kollegen und deren Familien. Immer wieder fallen Leute durch Quarantänen, Krankenstände und das Betreuen ihrer kranken oder in Quarantäne befindlichen Kinder aus. So etwas geht vielleicht eine Zeitlang gut, aber auf Dauer hält das niemand aus. Dazu kommen die Anfeindungen von Maßnahmengegnern, es braucht ja mittlerweile sogar schon Schutzzonen rund um Spitäler. Einige an ihrer Arbeitskleidung erkennbare Hauskrankenpflegerinnen sind beschimpft oder mit Getränken beschüttet worden. Die meisten Kolleginnen und Kollegen sind erschöpft, ausgebrannt, sehen keine Perspektive mehr. Wen wundert es also, dass viele aufhören?
Aufgrund der großen Abwanderungstendenz hat der ÖGKV im Jänner ein Maßnahmenpapier zur Zukunft der Pflege in Österreich ausgesandt. Was sind hier die wichtigsten Forderungen?
Bereits in den frühen 2000er-Jahren verzeichnete eine Untersuchung des Ludwig-Boltzmann-Instituts eine durchschnittliche Verweildauer in der Pflege von drei bis sechs Jahren, und das seit 2018 existierende Gesundheitsberuferegister zeigt auch keine besseren Zahlen. Also bilden wir schon geraume Zeit für viel Geld Leute aus, die nach ein paar Jahren den Dienst quittieren, weil ihnen die Arbeitsverhältnisse zu sehr zusetzen. Wir müssen ja nicht nur neues Personal hinzubekommen, sondern auch das, das wir bereits haben, halten. Nichts ist so teuer wie eine Pflegeperson, die das System verlässt. Bei allen Veränderungen, die das Gesundheitssystem an heutige Anforderungen anpassen sollen, muss man das von vornherein mitdenken.
"Nichts ist so teuer wie eine Pflegeperson, die das System verlässt."
Viele Reformschritte kann man ohne genügend Personal gar nicht umsetzen, und dieses braucht nun einmal bessere Rahmenbedingungen, was Personalausstattung, Gehalt und Arbeitszeitmodelle betrifft. Ein so fortbildungswilliger Beruf wie die Pflege wäre wesentlich attraktiver, wenn Obsorgepflichten und Weiterbildung mit der Arbeit gut unter einen Hut bringen wären und es Kollektivverträge und Besoldungsschemata gäbe, die dem Rechnung trügen. Und natürlich eine Betriebskultur, die bei Teilzeitarbeit nicht die Nase rümpft. Momentan hängt ein guter Verdienst von Zulagen und damit von Vollzeitarbeit ab und nicht überall sind Teilzeitstellen gern gesehen. Man muss also auch das Management unmittelbar bei den Trägern in die Verantwortung nehmen. Es spielt eine Rolle, wie Häuser mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern umgehen. Das Vorhandensein von Wertschätzung und Entwicklungsmöglichkeiten beeinflusst, ob Menschen abspringen oder nicht und ob man den zusätzlich benötigten Nachwuchs anziehen kann. Denn auch hier ist der Mangel eklatant: Während die Bewerberzahlen in den Ausbildungsstätten gegen Anfang der Pandemie noch gestiegen sind, gehen sie mittlerweile stark zurück. Unser Maßnahmenpapier enthält daher konkrete Forderungen wie unter anderem eine 35-Stunden-Woche in allen Pflegesettings bei gleichzeitig attraktiver Entlohnung, zwei Tage pro Jahr für Fortbildungen inklusive Kostenrückerstattung, eine Adaption der Personalausstattung und Dienstplansicherheit.
Sie haben die Weiterbildung angesprochen. Wo liegen hier die Knackpunkte?
Warum geht jemand in einen Beruf? Abgesehen davon, dass man natürlich Geld verdienen möchte, geht es vielen Menschen in der Pflege auch um Sinnstiftung und persönliches Wachstum. Letzteres wiederum hängt stark mit der Weiterbildung zusammen. Zusatzqualifikationen innerhalb des eigenen Bereichs, etwa in Wundmanagement, Kinästhetik oder Stomaversorgung, bieten Perspektiven. Zurzeit ist es aber höchst unterschiedlich, ob und in welchem Maße Dienstgeber das fördern. Früher absolvierte man Fortbildungen viel selbstverständlicher in der Dienstzeit und bekam sie finanziert, heute tut man derartige Wünsche oft als Privatangelegenheit ab. So gibt es zum Beispiel keine finanzierte Lehrerausbildung mehr. Wer an Gesundheits- und Krankenpflegeschulen unterrichten will, muss an eine private Universität gehen, um einen Master in Pflegepädagogik zu erwerben. Dies muss man sich aber zuerst einmal leisten können, wir reden hier von gut und gern 10.000 Euro plus. Noch dazu verdient man danach durch den Wegfall der Zulagen oft weniger als vorher auf der Station, wie sollen sich da die Ausbildungskosten amortisieren? Problematisch ist seit der Reform des Hochschulgesetzes zudem die Kluft zwischen älteren und jüngeren Pflegepersonen: Für einen Master braucht man zuerst einen Bachelor, den hat man aber nicht nach der alten Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung. Diese schließt ja noch nicht so lange mit einem Bachelor ab. Bis jetzt haben erst zwei Prozent aller Pflegepersonen einen solchen Abschluss, somit haben die meisten noch gar keinen Zugang zu Weiterbildungen auf Masterebene oder zumindest sehr große Hürden.
Ein weiterer Punkt des ÖGKV-Maßnahmenpapiers bezieht sich auf mehr Unterstützung für Pflegende mit Migrationshintergrund. Können Sie das näher erläutern?
Wir sehen, dass die Drop-out-Rate während der Ausbildung bei Migrantinnen und Migranten besonders hoch ist. Sei es aus sprachlichen Gründen – es kommt ja noch die Fachsprache hinzu – oder wegen bürokratischer Hürden. Hier setzt zum Beispiel das Konzept „Migrants Care“ der Bundesarbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrt und des Österreichischen Integrationsfonds an. Die Initiative möchte fachsprachliche und fachspezifische Vorbereitung auf den Unterricht sowie umfassende Beratung anbieten, etwa bei Fragen der Kinderbetreuung, sozialen Themen oder Schwierigkeiten auf dem Weg durch den Behördendschungel. Unserer Ansicht nach sollte man dieses Projekt nicht nur endlich breit ausrollen, sondern es auch so weit ausbauen, dass Absolventinnen und Absolventen mit Migrationshintergrund noch nach Ausbildungsbeginn eine Zeit lang begleitet werden können. Denn zum einen brauchen wir diese Kolleginnen und Kollegen und müssen verhindern, dass sie aus Gründen aussteigen, die eigentlich überwindbar wären. Zum anderen ist die Pflege ein Integrationsmotor. Sie bietet eine sichere Arbeit und eine sichere Zukunft.
"Die Pflege ist ein Integrationsmotor. Sie bietet eine sichere Arbeit und eine sichere Zukunft."
Sie fordern auch ein angemessenes Unterrichtsentgelt für die Zeit der Ausbildung, zum Beispiel zur Pflegeassistenz oder Pflegefachassistenz. Warum ist das wichtig?
Es sind Vollzeitausbildungen, für die sich überwiegend erwachsene Personen interessieren, die mitten im Leben stehen, darunter viele Frauen. Diese müssen natürlich weiterhin ihre Miete zahlen und ihre Lebenskosten bestreiten, aber wie sollen sie das tun, wenn sie – je nach Ausbildung – ein oder zwei Jahre nicht genug dafür verdienen? Die klassische Krankenpflegeschülerin, die mit 17 beginnt und noch bei den Eltern wohnt, sehen wir immer weniger. Stattdessen gibt es genügend Menschen, die in einen derartigen Engpass kommen, dass sie nicht weiterlernen können. Alleinerzieherinnen etwa können das meist gar nicht stemmen. Darum sind wir für einen realistischen Ansatz. Ein Praktikumsentgelt deckt normale Lebenskosten nicht ab, abgesehen davon, dass man auch bei Absolvierung des Theorieteils leben können muss. Ein gutes Vorbild ist hier die Polizei: Seit sie in der Schulungsphase ein angemessenes Entgelt bezahlt, hat sie weniger Probleme mit Ausbildungsabbrechern.
Laut ÖGKV können schon verhältnismäßig kleine, unaufwändige Schritte eine Veränderung bewirken. Was wären denn solche kleinen Schritte?
In Untersuchungen zu den Gründen für das Verlassen des Berufs geben ausgestiegene Kolleginnen und Kollegen häufig an, dass sie von ihrem Arbeitgeber beziehungsweise ihrem unmittelbaren Vorgesetzten nicht die Unterstützung bekommen haben, die sie sich erwartet hätten. An mehr Wertschätzung bei der Arbeit auf der Station kann man also schon einmal ansetzen, es sind ja oft Kleinigkeiten, die ein Betriebsklima verbessern. Ein weiterer vergleichsweise einfach umzusetzender Schritt ist die Kinderbetreuung. Betriebskindergärten sind enorm wichtig für Pflegepersonen, vorausgesetzt, die Öffnungszeiten entsprechen dem in der Pflege üblichen Dienstschema. Es braucht also nicht nur besonders lange Tagesöffnungs-, sondern unter Umständen auch Nachtöffnungszeiten.
Auch die Bedeutung der Digitalisierung in der Pflege wird im Maßnahmenpapier betont. Welche Aktivitäten setzt der ÖGKV in diese Richtung?
Digitale Orientierung im Gesundheitswesen kann vieles erleichtern. Wir beteiligen uns zum Beispiel am „Digitalen Gesundheitspfad“, der allen Bürgerinnen und Bürgern einen unkomplizierten Weg zu qualitätsgesicherten Gesundheitsangeboten und -informationen bieten möchte. Er soll alle Beteiligten im Gesundheitssystem auf einer Plattform abbilden und Gesundheitsleistungen für jede Lebenssituation leicht auffindbar machen. So sieht etwa ein Diabetiker auf einen Blick, wo in seiner Nähe ein Facharzt für Diabetologie, ein auf Entlastungsorthesen spezialisierter Bandagist oder ein Händler für Blutzuckermessgeräte ist.
Darüber hinaus machen wir bei zwei Forschungsprojekten der FH Campus Wien mit. Aus dem einen ging die App „24h QuAALity“ hervor, die gerade ausgerollt wird. Sie unterstützt 24-Stunden-Betreuerinnen, indem sie ihnen interaktive Informations- und Lernelemente in mehreren Sprachen zu Betreuungssituationen und Krankheitsbildern zur Verfügung stellt, eine systematisierte Dokumentation ermöglicht, sie mit Angehörigen vernetzt sowie Übersetzungstools oder Anleitungen zum Notfallmanagement bereithält. Das andere Projekt heißt LICA – kurz für „Linked Care“ – und befasst sich mit vernetzter Informationsversorgung in der mobilen Pflege. Außerdem werden wir der Digitalisierung bei unserem Pflegekongress am 9. und 10. Juni in Linz einen Schwerpunkt widmen und beispielsweise über Entwicklungen in der Robotik informieren. Assistenzroboter können die Pflege natürlich nicht ersetzen, aber eine wertvolle Ergänzung sein und den zu Pflegenden ein Stück weit Autonomie zurückgeben.
In der Presseaussendung zu den geforderten Maßnahmen sagte der ÖGKV, ihre Umsetzung sei alternativlos. Warum?
Sie ist alternativlos, weil unser Gesundheitswesen damit steht und fällt. Wir haben ein Gesundheitssystem, das sich entlang der Pflege aufbaut. Sie ist in allen Settings bis zu 100 Prozent prozessleitend, man kommt an ihr schlicht nicht vorbei. Und wenn wir es jetzt nicht schaffen, genügend Personal zu bekommen – laut Rechenmodellen bedeutet das zirka 75.000 bis 100.000 zusätzliche Kräfte bis 2030 – und die Arbeit so zu verteilen, dass wir sie bewältigen können, fahren wir unser Gesundheitssystem an die Wand. Darum müssen wir an sehr vielen Stellschrauben drehen, und das möglichst schnell. Zugleich mit der Wieder-Attraktivierung der Pflegeberufe müssen wir die Aufgaben im Gesundheitssystem neu verhandeln. Statt beispielsweise zu impfen, was ja leicht delegierbar ist, kann ein Mediziner seine Kompetenzen besser dort einsetzen, wo es wirklich einen Arzt braucht. Und genauso ist es eine Ressourcenverschwendung, wenn eine diplomierte Pflegeperson Brote schmiert statt ihre Qualifikationen einzusetzen. Oder wenn wir einen Patienten oder eine Patientin zur Versorgung von chronischen Wunden in ein Akutbett legen. Anstelle dieser teuersten aller Möglichkeiten müssen wir geeignete extramurale Strukturen schaffen. Einfach zu sagen, wir können diese oder jene Leistung nicht mehr anbieten, wäre der falsche Weg. Das führt – und das beobachten wir leider im Augenblick – zu einem unkontrollierten Herunterfahren des Gesundheitssystems. Es gilt aber überlegt und systematisch vorzugehen und dabei althergebrachte Strukturen aufzubrechen.
Gab es vonseiten der Politik eine Reaktion auf das ÖGKV-Maßnahmenpapier?
Eher verhalten. Wobei wir natürlich keine brandneuen oder überraschenden Forderungen stellen, sondern auf die rasche Umsetzung von bereits lange Bekanntem drängen. Die Politik weiß, dass man etwas tun muss. Ich bemerke immerhin eine gestiegene Awareness für das Thema, mehr Interesse und Informiertheit. Unser neuer Gesundheitsminister hat in seiner Antrittsrede betont, dass er an dem Thema dran ist. Insofern bin ich vorsichtig optimistisch. Vielleicht bewegt sich doch etwas.
Interview: Uschi Sorz; Fotos: Fotoatelier Schörg, depositphotos.com

Elisabeth Potzmann, Mag.
Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV)
Potzmann war bis zum Jahr 2000 im pflegerischen Akutbereich des Wiener Gesundheitsverbunds tätig und unterrichtet seit 2001 an der Gesundheits- und Krankenpflegeschule SMZ Süd der Stadt Wien, wo sie seit 2017 auch stellvertretende Direktorin ist. Nach einem berufsbegleitenden Studium der Pflegewissenschaft nahm sie 2009 zusätzlich die Lehrtätigkeit an der Fachhochschule Campus Wien auf. Im ÖGKV leitete sie ab 2016 die Bundesarbeitsgemeinschaft der Pflegepädagogik und entwickelte unter anderem die ÖGKV-Pflegefortbildungspunkte (PFP®) mit. Seit 2020 ist sie Präsidentin des ÖGKV.